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Kompetitive Verdrängung: ein bewährtes Konzept mit vielversprechenden Anwendungen im Geflügelbereich

Kompetitive Verdrängung: ein bewährtes Konzept mit vielversprechenden Anwendungen im Geflügelbereich

Kompetitive Verdrängung: Der Darm wird durch eine physiologische Bakterienflora besiedelt, die die Vermehrung transienter, pathogener Bakterien verhindert.

Das Problem der Salmonellen-Kontamination von Fleisch tauchte erstmals in den 50er und 60er Jahren infolge der zunehmenden Intensivierung der Geflügelproduktion auf. Wissenschaftler begannen, nach präventiven Ansätzen zu suchen. Es stellte sich heraus, dass Hühner mit zunehmendem Alter widerstandsfähiger gegen eine Besiedlung des Darms durch Salmonellen waren. Man schloss daraus, dass das voll entwickelte und funktionstüchtige Darmimmunsystem älterer Vögel die Besiedlung des Darms durch Salmonellen verhinderte. Schon bald wurde klar, dass die Darmmikrobiota im Zusammenhang mit dieser Resistenz eine wesentliche Rolle spielt.

Eine Idee wird geboren

In der Natur wird der Darm des jungen Kükens direkt mit der Mikrobiota aus der Umwelt und dem Darm der Henne besiedelt. Unter intensiven Aufzuchtbedingungen kann die Entwicklung einer normalen Darmmikrobiota beeinträchtigt oder zumindest deutlich verzögert werden, da die Eier in Inkubatoren unter nahezu sterilen Bedingungen ausgebrütet werden. Eine unvollständig entwickelte Mikroflora bietet mehr Raum für die Besiedlung des Darms durch unerwünschte Bakterien, wie beispielsweise Salmonellen. Diese Tatsache führte zur Entwicklung des Konzepts der kompetitiven Verdrängung (competitive exclusion — CE). Zunächst fütterten die Forscher verdünnten Darminhalt ausgewachsener Hühner aus Freilandhaltung an Küken in Intensivhaltung, was zu einem Rückgang der Salmonelleninfektionen bei diesen Tieren führte. Der finnische Mikrobiologe Professor Nurmi beschrieb dieses Konzept 1973 in der Fachzeitschrift Nature. 1974 wies Rantala ferner nach, dass die verbesserte Immunität der Vögel mit der Verabreichung lebensfähiger anaerober Bakterien gekoppelt war. Die Idee der kompetitiven Verdrängung war geboren.

Eine wirksame Methode zur Bekämpfung von Darmpathogenen

Seitdem hat sich die Wissenschaft hinter dem Konzept und seinen Anwendungen weiterentwickelt. Heutzutage verwendet man nicht mehr den zerkleinerten Darm ausgewachsener Hühner!

Die industrielle Vermehrung der Darmmikrobiota gesunder, ausgewachsener Hühner unter kontrollierten Bedingungen gab den Anstoß für die Entwicklung kommerzieller Produkte (z. B. AVIGUARD). Ursprünglich entwickelt, um Salmonelleninfektionen bei Hühnern zu reduzieren, erwies sich das Konzept auch bei der Bekämpfung anderer Darmpathogene wie Escherichia coli, Clostridium perfringens, Listeria spp. oder Campylobacter spp. als wirksam und war darüber hinaus auch auf andere Vogelarten (z. B. Truthähne, Fasane und Wachteln) übertragbar. Die Hauptmechanismen der kompetitiven Verdrängung wurden wie folgt beschrieben:

Auch wenn das Konzept der kompetitiven Verdrängung fast 50 Jahre alt ist, ist es nach wie vor für die moderne Geflügelproduktion von großem Interesse.

Bitte beachten Sie: Derzeit ist AVIGUARD noch nicht in Deutschland zugelassen.

 

Ref: Nurmi, E. V., & Rantala, M. ,1973. New aspects of Salmonella infection in broiler production. Nature, 241, 210.
Rantala, M., 1974. Cultivation of a bacterial flora able to prevent the colonization of Salmonella infantis in the intestines of broiler chickens, and its use. Acta Pathologica Microbiologica Scandinavica, Section B, 82, 75–80.

Veröffentlicht May 6, 2019 | Aktualisiert Jun 1, 2023

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