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So hilft Lebendhefe Mastrindern durch Hitzestressphasen: sichtbare Anzeichen

So hilft Lebendhefe Mastrindern durch Hitzestressphasen: sichtbare Anzeichen

Bei Milchkühen kann der Einfluss von Hitzestress leicht anhand seiner Auswirkungen auf die Milchproduktion und anderer physiologischer oder Verhaltensindikatoren gemessen werden. Bei Mastrindern wird sehr viel weniger über die Anzeichen von Hitzestress veröffentlicht und kommuniziert. Mastrinder leiden jedoch genauso wie Milchkühe bei warmen Temperaturen. Bei Temperaturen ab 25 ° C verringern die Tiere ihre Futteraufnahme. Anschließend dauert es selbst bei niedrigen Temperaturen mehrere Tage, bis sich die Futteraufnahme wieder stabilisiert hat. Die Tiere steigern ihre Atemfrequenz und verbrauchen Energie, um überschüssige Wärme abzuleiten. Infolgedessen wird die Leistung – aber auch die Gesundheit – beeinträchtigt.

Wie beurteilt man Hitzestress bei Mastrindern?

THI index and heat stress risk level for beef cattle (Burgos & Collier, 2011)

Abb 1: THI index und Hitzestressrisiko für Mastrinder (Burgos & Collier, 2011)

Der Temperatur-Feuchtigkeits-Index (THI) ist ein häufig genutzter Indikator für das Risiko einer Wärmebelastung (Abbildung 1). Er besagt, dass nicht nur die Temperatur wichtig ist, sondern auch die relative Luftfeuchtigkeit, da diese die Wirkung der Wärme verstärkt. Für Mastrinder wird der Grenzwert für Hitzestress auf 72 geschätzt (die orangefarbene Zone in der THI-Tabelle). Dies bedeutet, dass die Tiere beispielsweise bei 50 % Luftfeuchtigkeit ab 25 ° C unter Hitzestress leiden. Bedenken Sie, dass der von Wetterüberwachungsstationen gemeldete THI die Situation im Stall häufig unterschätzt, insbesondere in Bezug auf die Luftfeuchtigkeit. Durch die Platzierung eines Thermo-Hygrometers oder einer neuen Generation von Sensoren, die den THI kontinuierlich im Stall überwachen, können Erzeuger das Risiko von Wärmebelastungen überwachen und antizipieren. Die negativen Auswirkungen von Hitzestress hängen mit dem THI-Wert, aber auch mit der Expositionsdauer zusammen, sowohl in Bezug auf die Anzahl der Stunden je Tag als auch auf die Anzahl der aufeinanderfolgenden Belastungstage.

Die Anfälligkeit für Hitzestress hängt auch von genetischen Merkmalen ab. Zum Beispiel leiden Rassen mit dunklem Fell mehr als Rassen mit heller Fellfarbe. Bos Indicus-Rassen erfahren ähnliche, aber weniger ausgeprägte physiologische Veränderungen während des Hitzestresses als beispielsweise Bos Taurus-Rassen. Die Fettschicht der Mastrinder wirkt wie eine Dämmschicht, die die Wärmeableitung verlangsamt.

Die Beobachtung der Tiere ist der Schlüssel zur Beurteilung der Hitzestresssituation. Zu den häufigsten Indikatoren für moderaten Hitzestress gehören:

inflammation of the horns is due to histamine release and can be an indicator of poor rumen function

Abb 2: Entzündungen der Hörner aufgrund von Histamin kann ein Indikator für schlechte Pansenfunktion sein.

  • flache Atmung
  • gesteigerte Atemfrequenz
  • starkes Schwitzen

Anzeichen für starken Hitzestress bei einem Tier sind lethargisches Verhalten, offene Schnauze und Atmung mit heraushängendem Keuchen und Zunge.

Was passiert bei Hitzestress?

Hitzestress stellt eine Herausforderung für Fressverhalten, Stoffwechsel, oxidativen Status, Darmgesundheit und den ph-Wert sowie die Mikrobiota im Pansen dar und führt zu:

  • reduzierter Futteraufnahme
  • unregelmäßigem Fressverhalten mit verringerter Menge und Häufigkeit der Futteraufnahme
  • verringertem Wiederkauen
  • geringer Sauberkeit und Pansenfüllung
  • flüssigem Kot
  • Entzündungen, sichtbar in den Hörnern und Hufen (Abbildung 2)
  • geringerer Liegezeit, was zu Lahmheit und anscheinend „nervösen“ Tieren beitragen kann

Abb 3: ADG-Verteilung von 8.129 Mastrindern, aufgezogen in einem Betrieb im Nordosten von Frankreich zwischen 2010 und 2016. (Hervé, 2019)

Die negativen Auswirkungen von Hitzestress führen zu einer verringerten durchschnittlichen Tageszunahme (ADG) und einer verringerten Herdenhomogenität. Ein kürzlich durchgeführtes Forschungsprojekt für eine Dissertation (Hervé, 2019) an 8.129 Rindern zeigt eine langfristige Wachstumsdepression von etwa 10 %, wenn der THI an nur drei aufeinander folgenden Tagen den Wert 74 übersteigt (THI 74 entspricht > 28 ° C bei 60 % Luftfeuchtigkeit) im Vergleich zu Tieren, die im Winter und Frühling aufgezogen wurden (Abbildung 3).

Lallemand Animal Nutrition hat einen ganzheitlichen Ansatz zur Bewertung der Panseneffizienz von Mast- und Milchvieh anhand sichtbarer Indikatoren entwickelt: das  Programm Rumen Efficiency Investigation (REI).

Vorteile einer pansenspezifischen Lebendhefe

Fütterungsstrategien bei Hitzestress sollten sich auf die Unterstützung der Nährstoffverwertung konzentrieren, indem sie die Futterverdauung optimieren und gleichzeitig den pH-Wert und die Funktion des Pansens erhalten. In diesem Zusammenhang wurde gezeigt, dass die pansenspezifische Lebendhefe Saccharomyces cerevisiae CNCM I-1077 (LEVUCELL SC) sowohl der Nährstoffverdauung als auch der Panseneffizienz bei Wiederkäuern zugute kommt und effizient dazu beitragen kann, die Leistung der Tiere unter Hitzestress aufrechtzuerhalten.

Eine in Italien (2015) in einem kommerziellen Betrieb mit Charolais-Rindern durchgeführte Studie zeigte im Vergleich zur Negativkontrolle einen 5 %igen Anstieg der ADG bei einem THI um 70, wenn die Tiere S. cerevisiae CNCM I-1077 erhielten.

Darüber hinaus wurde in dieser Studie ein pH-Bolussystem eingesetzt, mit dem der pH-Wert des Pansens in Echtzeit gemessen werden konnte. Es wurde bestätigt, dass der Pansen-pH-Wert bei Hitzestressbedingungen sinkt und mit den starken Schwankungen der Futteraufnahme und dem Verlust der Speichelpufferkapazität (Hecheln) zusammenhängt.

S. cerevisiae CNCM I-1077 hilft, den Pansen-pH-Wert zu stabilisieren, insbesondere in Phasen von Hitzestress (Abbildung 4).

Ein weiterer Versuch wurde 2015 bei Texas A & M AgriLife Research an 72 Stieren über einen Zeitraum von 72 Tagen durchgeführt. Die Ration bestand zu 90 % aus Kraftfutter, zu 10 % aus Heu und der durchschnittliche THI betrug 78 (minimaler THI betrug 68, maximaler THI betrug 90). In dieser Hitzestresssituation führte die Zugabe von S. cerevisiae CNCM I-1077 zu:

  • stabilerem Pansen-pH mit weniger täglichen individuellen Schwankungen
  • Aufrechterhalten der Futteraufnahme
  • regelmäßigerem Fressverhalten während des Tages, während die Tiere, die nicht LEVUCELL SC erhielten, unregelmäßiger und zu kühleren Tageszeiten fraßen

Infolgedessen war die durchschnittliche Tageszunahme der mit Lebendhefe gefütterten Tieren im Vergleich zu den Kontrolltieren um 50 g höher und das Schlachtkörpergewicht über die Mastperiode (70 Tage) mit einer stark acidogenen Ration um 5 kg höher.

Diese Forschungsergebnisse zeigen, dass der Einsatz einer pansenspezifischen Lebendhefe, deren stabilisierende Wirkung auf den Pansen-pH-Wert gut dokumentiert ist, auch unter schwierigen Bedingungen zur Stabilisierung des Pansen-pH-Werts wirksam ist. Es ermöglicht die Minimierung der Folgen von Wärmebelastung auf die Futteraufnahme und die Wachstumsleistung, bei einem hohen ROI.

Feldversuch Bullenmast, Sommer 2018, Deutschland

In einem Fütterungsversuch mit der pansenspezifischen Lebendhefe Levucell SC wurde in einer Mastgruppe mit insgesamt 118 Braunvieh Bullen, aufgeteilt in 2 x 8 Buchten, der Effekt der Lebendhefe auf die Mastleistung getestet. In dem insgesamt 567 Tage dauernden Versuch wurde die Mastleistung der Bullen unter Hitzestressbedingungen im Zeitraum vom 28. Mai bis zum 9. August 2018 genauer betrachtet.
Die Tiere erhielten eine Maisration mit Rapsschrot, Roggenmehl und Mineralisierung. 54 Bullen (8 Buchten) in der Versuchsgruppe erhielten zur täglichen Ration zusätzlich Levucell SC 10 ME Titan (8 x 10KBE/Tier/Tag). In der Kontrollgruppe wurden 47 Tiere untersucht, die keine Lebendhefe erhielten.

Ergebnisse und Empfehlungen:

  • Höhere tägliche Zunahme: Die Lebendhefe-Zulage wirkte sich positiv auf die tägliche Zunahmen aus, was sich besonders in der beobachteten Hitzestressperiode mit einem Vorteil von 108 g/Bulle gegenüber den Kontrolltieren zeigte.
  • Umstallungsstress vermeiden: Die Umstallung von 3 Buchten mit Levucell SC gefütterten Bullen in einen anderen, gegenüberliegenden Stall verminderte den Vorteil in den täglichen Zunahmen um 70 g/Bulle im Vergleich zu Bullen die Levucell SC erhielten und in ihrem ursprünglichen Buchten/Stall blieben.
  • Verhalten der Tiere: Die Bullen in der Kontrollgruppe waren aggressiver und unruhiger als die Levucell-SC-Bullen.
  • Wasser und Frischluftversorgung sicherstellen: Viel Frischluft/ggfs. Ventilatoren und eine sehr gute Wasserversorgung je Bulle sind immer wichtig, insbesondere aber in Hitzestressphasen.

Fazit:

Die pansenspezifische Lebendhefe Levucell SC stabilisiert das Pansenmillieu und wirkt sich positiv auf die Futtereffizienz/Mastleistung und das Verhalten der Tiere aus, nicht nur, aber ganz besonders in Phasen der Hitzebelastung.

Sie haben Fragen zu einem der Versuche oder dem Thema Hitzestress in der Bullenmast allgemein? Bitte sprechen Sie uns gerne jederzeit an: animalgermany@lallemand.com.

 

Quellen:
Hervé Mathilde. 2019. Impact du stress thermique sur la croissance des taurillons : étude rétrospective auprès de 30 élevages en Alsace, DVM Thesis, University of Lyon, France
Lallemand Animal Nutrition interne Daten. 2015. Kommerzieller Betrieb, Italien.
Lallemand Animal Nutrition interne Daten. 2015. Texas A&M AgriLife, USA.
Lallemand Animal Nutrition interne Daten. 2018. Kommerzieller Betrieb, Deutschland.

Veröffentlicht Jun 18, 2020 | Aktualisiert Jun 1, 2023

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